Allgemein
1. Welche Therapien gibt es im Kindergarten und der Schule?
Es werden Physiotherapie (Krankengymnastik), Ergotherapie und Logopädie angeboten.
2. Wer finanziert die Therapie?
Die Behandlungen werden über eine ärztliche Verordnung mit der Krankenkasse abgerechnet. Die Therapeutinnen behandeln neben den Schul- und Kindergartenkindern auch die Kinder, die ambulant zur Behandlung in die Praxis kommen. Wenn der Arzt einen Hausbesuch verordnet, kann die Behandlung im häuslichen Umfeld stattfinden.
3. Was bezweckt die Behandlung?
Die Kinder sollen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden dahingehend gefördert und unterstützt werden, dass sie eine größtmögliche Selbständigkeit und Kommunikationsfähigkeit erreichen.
4. Wird in der Behandlung jedes Problem ‚„geheilt“?
Nein, im Vordergrund steht das Kind mit seinen Fähigkeiten und Schwierigkeiten in seinen Entwicklungsbereichen (Motorik, Sensorik, Kognition, Sprache, Spiel- und Sozialverhalten). Unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes und in Anlehnung an die kindliche Entwicklung werden den Kindern in der Einzelsituation neue Möglichkeiten gezeigt, sich zu bewegen, zu begreifen und zu erproben. Diese neu erlernten Fähigkeiten werden in der Therapie so lange gefestigt, dass sie auch auf Alltagssituationen übertragen und somit selbstverständlich ausgeführt werden können.
5. Wird die Behandlung in den Klassen oder Gruppenräumen durchgeführt?
In der Regel findet eine Einzelbehandlung im Therapieraum statt, so kann man körpernah arbeiten, sofort auf das Kind reagieren und die Behandlung andas Kind anpassen. Die Kinder sind nicht so stark abgelenkt.
6. Wie bekommt mein Kind eine der Therapieformen?
Bei Auffälligkeiten in den Entwicklungsbereichen Motorik, Sensorik, Kognition, Sprache, Spiel- und Sozialverhalten wird der behandelnde Arzt (manchmal auch auf Anregung des Gesundheitsamtes oder SPZ) eine Verordnung ausstellen. Wenn ein Kind mehrere Therapieformen braucht, findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den behandelnden Therapeuten über den jeweiligen Behandlungsschwerpunkt statt.
7. Wie wird der Verlauf der Behandlung festgehalten?
Nach ausführlicher Eingangsdiagnostik werden Therapieziele formuliert, die regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Nach jeder Therapieeinheit erfolgt eine schriftliche Dokumentation der angewandten Methodik und möglicher Besonderheiten während des Behandlungsverlaufs. Zudem findet eine regelmäßige Berichterstattung an den verordnenden Arzt statt. Innerhalb der Entwicklungspläne, die in Schule und Kindergarten zu jedem Kind individuell erstellt werden, werden die Schwerpunkte der Therapie sowie Veränderungen dokumentiert.
Hilfsmittel
8. Wofür braucht ein Kind Hilfsmittel?
Die Hilfsmittel sollen den Kindern ermöglichen, so selbständig wie möglich zu werden in den Bereichen:
- Mobilität (z.B. Rollstuhl, Orthesen, Stehtrainer, Autositz)
- Alltagshilfen (z.B. angepasstes Besteck, Greifarm)
- Kommunikation (z.B. Talker, Symbolsysteme) und Pflege (z.B. Betten, Duschstuhl)
9. Wie sollte ich vorgehen, wenn mein Kind ein neues Hilfsmittel braucht?
Wenn ihr Kind ein neues Hilfsmittel braucht ist eine Verordnung vom Arzt notwendig. Es ist aber gut, sich vorher zu orientieren welche Möglichkeiten es gibt. Die Therapeutinnen verfügen über viel Erfahrung in der Hilfsmittelversorgung und haben auch die Möglichkeit sich Fachinformationen zu beschaffen. Es besteht oft die Möglichkeit ein Hilfsmittel auszuprobieren, um so zur bestmöglichen Lösung zu kommen.
Die Anfertigung bzw. das Gipsen und die Anprobe von Orthesen kann in der Einrichtung zusammen mit dem Orthopädie-Mechaniker durchgeführt werden. Auf diese Weise fertigen wir bereits seit 1998 erfolgreich „Nancy-Hilton-Orthesen“ an.
Ist eine Unterstützung der Kommunikationsfähigkeit notwendig, bieten wir, unter Berücksichtigung des jeweiligen Krankheitsbildes und der Prognose, hinsichtlich der Sprachentwicklung eine individuelle und ausführliche Beratung und Erprobung eines geeigneten Hilfsmittels an. Dies kann, je nach Indikation, eine einfache Kommunikationstafel sein, eine Taste mit analoger Sprachausgabe oder aber ein komplexes Computersystem. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Alltagstauglichkeit des Hilfsmittels für den individuellen Tagesablauf und das Umfeld des Kindes gelegt, um Fehlverordnungen zu vermeiden.
Wenn die Entscheidung über die Hilfsmittelwahl getroffen ist, besprechen Sie mit dem Arzt die eventuelle Verschreibung des Hilfsmittels. Daraufhin reicht das Sanitätshaus einen Kostenvoranschlag bei der Krankenkasse ein. Wenn dieser genehmigt ist, kann das Hilfsmittel angeschafft bzw. angefertigt werden. Die Anprobe erfolgt unter Anleitung einer Therapeutin, um das Hilfsmittel optimal anzupassen und so das Kind maximal zu unterstützen. Die Therapeutinnen kontrollieren regelmäßig richtige Einstellung, Passform und Handhabung der Hilfsmittel.
Zusammenarbeit
10. Wie tauschen sich die Therapeutinnen mit den Pädagogen aus?
Viele Gespräche finden zwischen Tür und Angel statt. Ein Mal pro Jahr findet pro Kind ein Fördergespräch statt. Hierbei sitzen die Eltern mit den zuständigen Therapeuten, Erziehern und Lehrern zusammen und legen zuerst den Entwicklungsstand in einem individuellen Entwicklungsplan (IEP) fest. Gemeinsam werden Ziele für das kommende Jahr festgelegt. Im nächsten Fördergespräch werden Ziele überprüft und Fortschritte dokumentiert.
11. Wie findet der Austausch mit den Eltern statt?
Die Eltern können jederzeit an der Therapiestunde teilnehmen, Eltern und Therapeutin können sich dann über Behandlungsinhalte und -Schwerpunkte austauschen. Außerdem haben die Eltern der Schulkinder die Möglichkeit am Eltern-Sprechtag einen Termin mit den Therapeutinnen zu vereinbaren und wahrzunehmen.
12. Wie findet der Austausch mit den Ärzten statt?
Mit der Genehmigung der Eltern sprechen die Therapeutinnen mit dem behandelnden Arzt, um Diagnose, Fortschritte und Therapieschwerpunkte des Kindes zu klären und darzustellen. Zudem findet eine regelmäßige schriftliche Berichterstattung an den Arzt statt.
Physiotherapie
13. Was ist Physiotherapie?
Physiotherapie ist die neue Bezeichnung für Krankengymnastik. Die Behandlung wird auf das jeweilige Kind speziell zugeschnitten, Grundlagen für die Behandlung sind das Bobath-Konzept, die Sensorische Integration und das Psychomotorische Übungskonzept. Gefördert werden motorische Fähigkeiten wie Handgeschick, statisches und dynamisches Gleichgewicht und die Wahrnehmung, sowie Motorische Grundfähigkeiten wie Sitzen, Stehen, Gehen, Rennen, Springen und Klettern.
14. Was passiert in einer Behandlung?
Bevor die Behandlung begonnen wird, wird ein Befund erstellt. Über Beobachtung in Spiel- oder Testsituationen wird festgestellt welche Fähigkeiten das Kind hat und wie es mit seinen Defiziten umgeht. Daraufhin werden die Behandlungsziele für die kommende Zeit festgelegt.
- Bei Tonusabweichungen: Tonusbeeinflussung
- Bei Atemproblematik: Atemtherapie
- Bei Koordinationsstörungen: Anbahnen von Stell- und Gleichgewichtsreaktionen und Koordinationstraining
- Bei Muskelverkürzungen: Dehnungen
- Bei Kontrakturen: Mobilisation
- Bei Muskelschwäche: Muskelfunktionsverbesserung
- Bei Ausdauerproblemen: Konditionsverbesserung
- Bei Gehstörungen: Gehtraining
Zur Unterstützung der Behandlung werden Geräte wie das Galileo (z.B. zur Muskelkräftigung und Körperaufrichtung) und das Laufband eingesetzt.
15. Macht die physiotherapeutische Behandlung Spaß?
Kinder können am besten lernen, wenn Bewegung Spaß macht und zum Erfolg führt.
Deshalb werden die Angebote und zu bewältigenden Aufgaben so zusammengestellt, dass sowohl die Ziele verfolgt werden, als auch das Kind in der Bewegung Motivation findet. Es bekommt Spaß an Bewegung, sammelt positive Erfahrungen über seinen neuen Möglichkeiten und wird so Erlerntes in Alltagssituationen übertragen können.
Ebenso gehören auch notwendige und immer wiederkehrende Übungen oder Muskeldehnungen zum Therapieplan dazu.
16. Was heißt „nach Bobath“?
Das Bobath-Konzept orientiert sich an der Normalentwicklung und macht sich die Eigenaktivität des Kindes zu nutze, um es an die nächste Entwicklungsstufe heranzuführen. Ziele der Behandlung sind das Verbessern der Haltungskontrolle und der Bewegungsqualität. Mittels berühren und berührt werden, bewegen und bewegt werden, wird dem Kind die Möglichkeit geschaffen, neue Bewegungen zu „erfahren“. Hiermit wird die gesamte Kindesentwicklung (Motorik, Spiel, Sprache, Wahrnehmung, Kognition, Emotion) gezielt und altersentsprechend stimuliert, so dass das Kind zur größtmöglichen Selbständigkeit angeregt wird.
17. Müssen Eltern oder Erzieher mithelfen bei der Behandlung?
Bei Kindern die sich noch nicht selbständig halten und bewegen können, werden die Eltern mit der therapeutischen Handhabung des Kindes bekannt gemacht und angeleitet (Handling). So können die Therapieinhalte und -schwerpunkte gut in den Alltag integriert werden.
18. Was bewirkt das Galileo Gerät?
Das Galileo Gerät ist ein Trainingsgerät, mit dem man über Vibration schnell und gezielt Muskelkraft und Mobilität trainieren kann.
Ergotherapie
19. Was heißt Ergotherapie?
Ergotherapie ist die neue Bezeichnung für Beschäftigungs- und Arbeitstherapie. Ergon (griech.) heißt: Tätigkeit, Aktivität, Handlung.
20. Was ist das Ziel der Ergotherapie?
Ziel der Ergotherapie ist es, größtmögliche Handlungsfähigkeit und Selbständigkeit zu erreichen, d.h. das Kind soll angemessen auf die Umwelt reagieren können.
21. Was ist Handlungsfähigkeit?
Handlungsfähigkeit ist die Verknüpfung motorischer, psychisch-emotionaler und geistig-kognitiver Fähigkeiten. Voraussetzung dafür ist eine gute Wahrnehmungsverarbeitung (Sensorische Integration). Dem Kind werden unter anderem durch Reize Erfahrungen nahegebracht, die es selbständig nicht machen kann, weil es zum Beispiel motorisch dazu nicht in der Lage ist.
22. Was wird in der Behandlung gemacht?
Zuerst wird ein Befund erhoben, in dem der Entwicklungsstand und die vorhandenen Fähigkeiten des Kindes ermittelt werden. Daraus können sich verschiedene Therapieinhalte ergeben:
- Wahrnehmungsförderung (Sensorische Integration, Basale Stimulation)
- Förderung der grob- und feinmotorischen Koordination
- Förderung der Spielentwicklung und Handlungsplanung
- Förderung der kognitiven Fähigkeiten
- Förderung der Selbständigkeit bei Aktivitäten des täglichen Lebens
- Förderung der Grundarbeitsfähigkeiten
Logopädie
23. Was ist Logopädie?
Logos (griech.) heißt: Wort. Pedos (griech.): Unterrichten. Logopädie könnte man mit Sprachtherapie übersetzen.
24. Was ist das Hauptziel der Sprachtherapie?
Der Schwerpunkt der Logopädie ist es, jedes Kind individuell nach seinen Fähigkeiten so zu unterstützen, dass es Möglichkeiten zur Kommunikation findet und ausbaut.
25. Was ist mit Kommunikation gemeint?
Kommunikation ist der Austausch von Botschaften zwischen zwei oder mehreren Personen. Alles, was eine Person macht, kann eine Botschaft überbringen, vorausgesetzt dass es einen Empfänger für die Botschaft gibt, der darauf reagiert.
26. Was wird in einer logopädischen Stunde gemacht?
Je nach individuellem Befund ergeben sich die Therapieziele und -methoden. Diese können in folgenden Bereichen liegen:
- Mund-, Ess- und Trinktherapie
- Auf- und Abbau von primären Reflexen und Sensibilität im Mundbereich
- Funktionstraining der Zungen-, Lippen- und Wangenmuskulatur
- Erarbeitung einzelner Laute
- Atemübungen
- Hörwahrnehmungstraining
- Erarbeitung grammatikalischer Strukturen
- Wortschatzaufbau
- Sprachverständniserweiterung
- Erprobung und Anbahnung von unterstützenden Kommunikationsmitteln elektronischer und nichtelektronischer Art
Bei der Methodenwahl wird darauf geachtet, diese nach den aktuellen Erkenntnissen der Sprachforschung auszuwählen und individuell auf das Kind anzupassen. Die Therapie soll dem Kind Spaß machen, denn nur so können sich langfristige Lerneffekte einstellen. Eine ansprechende und motivierende Spielatmosphäre ist dabei vorausgesetzt. Wichtig ist es aber auch, die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes niemals isoliert zu sehen: Oftmals ist es wichtig, den gesamten Körper des Kindes zunächst in eine gute Haltung oder Körperspannung zu bringen, bevor überhaupt an der Lautbildung o.ä. gearbeitet werden kann.
27. Welche Methoden kommen in der Logopädie zum Einsatz?
Mein Kind wird niemals sprechen lernen. Macht Logopädie dann überhaupt Sinn? Ja! Aus Überzeugung versorgen wir nichtsprechende Kinder mit Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation. Denn sich nicht über Lautsprache äußern zu können, bedeutet noch lange nicht, auch nicht kommunizieren zu können. Viele Fähigkeiten der Kinder machen sich erst dann bemerkbar, wenn sie eine Form der Kommunikation gefunden haben, die ihrem Entwicklungsstand tatsächlich entspricht. Dies können sowohl körpereigene Kommunikationsformen wie Gebärden sein als auch symbolorientierte Hilfsmittel elektronischer oder nichtelektronischer Art.